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Achtsamkeit – die Kunst, achtsam zu leben

Thich Nhat Hanh ist seit den frühen 1970er Jahren ein Pionier und Wegbereiter, der Achtsamkeit in die westliche Welt gebracht hat und dabei neue Wege entwickelte, um alte Weisheiten den Herausforderungen des modernen Lebens gemäß anzuwenden.

Achtsamkeit ist eine Art von Energie, die wir dann erzeugen, wenn wir unseren Geist zurück zu unserem Körper bringen und mit dem in Berührung kommen, was im gegenwärtigen Moment in uns und um uns herum vor sich geht. Wir werden uns unserer Atmung bewusst, kommen zurück nach Hause zu unserem Körper und sind vollkommen präsent für uns selbst und für alles, was wir tun.

Die Energie der Achtsamkeit hilft uns, das Leben den ganzen Tag hindurch tief zu berühren, ob wir uns die Zähne putzen, das Geschirr spülen, zur Arbeit gehen, eine Mahlzeit zu uns nehmen oder Auto fahren. Wir können im Stehen, Gehen oder Liegen achtsam sein, beim Sprechen, Zuhören, Arbeiten, Spielen und Kochen. Achtsamkeit ist keine harte Arbeit. Vielmehr ist sie sehr angenehm und entspannend, und wir brauchen keine zusätzliche Zeit dafür. Es ist eine Kunst, kreative Wege zu finden, um die Energie der Achtsamkeit, des Friedens und des Glücks im Alltag zu erzeugen.

Und wenn wir zusammen mit anderen in Gemeinschaft Achtsamkeit praktizieren, so wie wir es in Plum Village tun, entwickeln wir eine kraftvolle, kollektive Energie, die dazu beitragen kann, uns selbst und der Welt Heilung und Transformation zu bringen.

Was ist Achtsamkeit?

Höre Thich Nhat Hanh’s Erklärung.

Achtsames Atmen

Achtsamkeit ist immer mit Achtsamkeit auf etwas. In Plum Village beginnt Achtsamkeitspraxis mit der Achtsamkeit auf unseren Atem und unsere Schritte. Das ist sehr einfach, aber sehr tief gehend.

Wenn wir einatmen, werden wir uns einfach dessen bewusst, dass wir einatmen, und wenn wir ausatmen, werden wir uns dessen bewusst, dass wir ausatmen. Unserem Atemfluss auf natürliche Weise zu folgen, wie er im Körper ein- und ausströmt, kann sehr entspannend und angenehm sein. Wir können wählen, ob wir unserer Atmung am Bauch oder an den Nasenlöchern folgen möchten. Wenn die Luft in unseren Körper einströmt, können wir fühlen, wie sie jede Zelle erfrischt. Und wenn die Luft unseren Körper verlässt, können wir jede Anspannung, die wir ausfindig machen, sanft entspannen.

Übe dich in Achtsamkeit der Atmung

Thich Nhat Hanh lehrt die 4 Übungen achtsamen Atmens.

Wenn wir unserem Einatmen und Ausatmen folgen, bringt uns das in den gegenwärtigen Moment zurück. Wir kommen in unserem Körper im Hier und Jetzt an.

Unsere Atmung ist ein stabiler, fester Boden, der immer für uns da ist, um Zuflucht zu finden. Wann immer wir von Bedauern über etwas, das passiert ist, mitgerissen werden oder von unseren Zukunftsängsten und Befürchtungen weggefegt werden, können wir zu unserer Atmung zurückkehren und uns so im gegenwärtigen Moment wieder verankern.

Wir brauchen den Atem in keiner Weise zu kontrollieren. Wir lassen ihn einfach so zu, wie er ist. Er kann lang oder kurz, tief oder flach sein. Durch die sanfte Energie der Achtsamkeit wird er auf natürliche Weise langsamer und tiefer werden.

Gehmeditation

Es ist möglich, frei und mit Festigkeit zu gehen und dabei mit jedem Schritt im gegenwärtigen Moment anzukommen. Wo immer wir gehen, können wir Meditation üben.

Gehmeditation bedeutet, so zu gehen, dass wir wissen, dass wir gehen. Wir gehen gemächlich, jeden Schritt genießend. Wir werden uns des Kontakts unserer Füße mit dem Boden und des Flusses unserer Atmung bewusst. Wir befreien uns von unseren Gedanken – von unserem Bedauern über Vergangenes, von unseren Ängsten und Befürchtungen, die Zukunft betreffend, oder von unseren Sorgen um die Gegenwart. Wir werden mit jedem Schritt zu 100% präsent.

Zu 100% ankommen

Erfahre mehr über die Kunst langsamen Gehens.

Gehmeditation: Grundlagen

Thich Nhat Hanh’s lehrt wie wir mit jedem Schritt Frieden und Freiheit finden.

Wir werden uns des Kontakts zwischen unseren Füßen und dem Boden bewusst. Und wir beginnen, unsere Schritte mit unserer Atmung in Einklang zu bringen. Wir können zwei oder drei Schritte machen, während wir einatmen, und dann drei oder vier Schritte, während wir ausatmen. Das hängt von unserer Lunge und dem natürlichen Rhythmus unserer Schritte ab.

Während wir weitergehen und unsere Atmung und unsere Schritte synchronisieren, werden wir uns dessen bewusst, dass unser ganzer Körper geht. Wir können jedwede Spannung in unseren Schultern oder Armen lösen und fühlen, was für ein Wunder es ist, auf der Erde zu wandeln. Wir können unsere Ohren für die Geräusche um uns herum öffnen und unsere Augen erheben, um die Bäume, den Horizont oder die Menschen um uns herum zu genießen. Wir sind uns unserer fünf Sinne bewusst und wissen, dass wir im gegenwärtigen Moment angekommen sind. Jeder Schritt kann nährend und jeder Schritt kann heilend sein.

Ich bin angekommen, ich bin zu Hause‹ bedeutet: Ich will nicht mehr rennen. Ich bin mein ganzes Leben gerannt und bin nirgendwo angekommen. Jetzt möchte ich innehalten. Mein Ziel ist das Hier und Jetzt, die einzige Zeit und der einzige Ort, an dem wahres Leben möglich ist.

Thich Nhat Hanh

Sitzmeditation

Es ist eine Kunst, so zu sitzen, dass wir uns entspannt, friedlich und behaglich fühlen können. In der Plum Village Tradition sitzen wir einfach, um das Sitzen zu genießen. Wir müssen nirgendwo hin und es gibt nichts zu tun. Wir können es einfach genießen, dazusitzen, unserer Atmung zu folgen, lebendig zu sein. Unser tägliches Leben ist so geschäftig. Wir brauchen Zeit um innezuhalten, uns hinzusetzen und uns zu erholen und die Qualität unserer Präsenz wiederherzustellen.

Genieße das Sein

Thich Nhat Hanh erklärt die Kunst zu Sitzen.

Sitzmeditation ist keine harte Arbeit. Wir müssen uns nicht abquälen oder anstrengen, während wir sitzen. Wir erlauben uns, uns rundum wohl zu fühlen.

Es ist wichtig, eine bequeme Position zu finden, damit sich unser Körper vollständig entspannen kann. Wir können auf einem Kissen oder auf einem Stuhl sitzen; mit gekreuzten Beinen im Lotus oder Halblotus, oder kniend. Wir können unsere Haltung so anpassen, dass unser Rücken aufrecht und dennoch entspannt ist, unsere beiden Knie den Boden berühren und unsere Hände sacht in unserem Schoß liegen. Wir erlauben unseren Gesichtsmuskeln zu entspannen, lassen Spannungen um Kiefer und Mund los und entspannen sanft unsere Schultern. Wenn unsere Beine oder Füße einschlafen oder während des Sitzens zu schmerzen beginnen, passen wir unsere Position sanft an, während wir unserer Atmung folgen.

Sobald wir eine bequeme Position eingenommen haben, beginnen wir sanft, unserer Atmung zu folgen und unser Bewusstsein auf unseren gesamten Körper auszudehnen. Es kann sein, dass wir Anspannung oder Ruhelosigkeit in unserem Körper vorfinden. Einatmend können wir der Anspannung zulächeln, und ausatmend können wir die Anspannung lösen und den Körper beruhigen.

Fest in unserem Körper verankert, nehmen wir möglicherweise wahr, wie wir uns fühlen. Vielleicht fühlen wir uns friedlich und leicht, oder wir fühlen uns traurig, ängstlich, wütend oder gar einsam.

Wir können das Gefühl sanft anerkennen und es mit unserem achtsamen Atmen umarmen. Während wir mit diesem Gefühl achtsam atmen, wird es sich allmählich beruhigen und wir können anfangen, tief zu schauen, um seine Wurzeln zu verstehen.

Sitzmeditation kann sehr heilsam und nährend sein. Es ist eine Gelegenheit, mit allem, was in uns präsent ist, zusammen zu sein, ohne mitgerissen zu werden. Unser achtsames Atmen ist unser Anker, und wann immer Gedanken auftauchen, nehmen wir sie einfach wahr, lächeln ihnen zu und lassen sie vorüberziehen, wie Wolken, die sich über einen windigen Himmel bewegen.

In Plum Village üben wir jeden Tag zusammen Sitzmeditation, in der Meditationshalle oder informell draußen in der Natur. Die kollektive Energie ist sehr mächtig.

Essmeditation

Mit der Energie der Achtsamkeit kann sogar das Essen heilig werden. Wir haben die Chance, in tiefen Kontakt mit dem Wunder des Essens und den Menschen um uns herum zu kommen, seien es Familienangehörige, Freunde, Kollegen oder Praktizierende, die mit uns auf dem Weg sind.

Mandarinen Meditation

Erfahre, wie man tatsächlich eine Mandarine isst.

Achtsamkeit erlaubt uns tief zu schauen und die Wunder der Erde und des Himmels in dem zu sehen, was wir essen und trinken. Wir können die harte Arbeit sehen und all die Ursachen und Bedingungen, die das Essen zu uns gebracht haben, in diesem Moment. Dankbarkeit und Staunen entstehen so ganz natürlich.

Wenn wir tief schauen, können wir sehen, dass eine einfache Tasse Tee, eine Mandarine, oder ein Stück Brot nichts geringeres sind als “Botschafter des ganzen Universums”. Wenn wir mit der Energie der Achtsamkeit essen, können wir das Intersein mit unserem Planeten, der uns nährt und erhält, direkt erfahren und so unsere Gefühle von Einsamkeit und Abgeschnittenheit heilen.

Wir können uns ganz des Wunders unseres Körpers bewusst werden: Die Geschmacksknospen in unserem Mund, und unseren Körper, wie er Nahrung in Energie und Lebendigkeit verwandelt. Wir haben auch die Gelegenheit uns besser vertraut zu machen mit unseren Gewohnheiten bezüglich Essen, die vielleicht über viele Generationen an uns weitergegeben wurden.

IIn Plum Village rezitieren wir die folgenden Betrachtungen, bevor wir mit dem Essen beginnen:

  1. Dieses Essen ist ein Geschenk des ganzen Universums, des Himmels, der Erde, unzähliger Lebewesen und das Ergebnis von viel Liebe und Mühe.
  2. Mögen wir dieses Geschenk in Achtsamkeit und Dankbarkeit empfangen.
  3. Mögen wir unheilsame Formationen des Geistes erkennen und lernen umzuwandeln, wie zum Beispiel unsere Gier, und so lernen genügsam zu essen.
  4. Mögen wir unser Mitgefühl lebendig halten, indem wir so essen, dass wir das Leiden der Lebewesen reduzieren, nicht länger zum Klimawandel beitragen und unseren kostbaren Planeten heilen und erhalten.
  5. Mögen wir dieses Essen annehmen, um mit unseren Brüdern und Schwestern in Harmonie zu leben, unsere Sangha erblühen zu lassen, und unser Ideal zu nähren, allen lebenden Wesen zu helfen.

Wir essen etwas langsamer, damit wir wirklich jeden Bissen genießen können. Wir üben uns darin, jeden Bissen wenigstens 30 mal zu kauen, und uns so zu erlauben langsamer zu werden und das Essen ganz zu erfahren, ohne uns mit dem Schlucken zu beeilen. Wenn wir dies ganz bewusst tun, haben wir die Chance, Frieden und Freiheit zu berühren, genau hier, im gegenwärtigen Moment. Viele von uns legen das Besteck zwischen den Bissen gerne ab, damit sich die Hände entspannen können und wir nicht bereits vorschnell die nächste Portion auf unserem Löffel vorbereiten, solange wir noch Essen im Mund haben.

Um unsere Dankbarkeit und Liebe für Mutter Erde und für alle Lebewesen auszudrücken, folgen wir seit Oktober 2007 in allen unseren Praxiszentren einer veganen Ernährung.

Ausruhen

Was bringt das Nichts-tun?

Die Kunst des Seins, statt Tuns.

Viele von uns führen ein über die Maßen durch- und vollgeplantes Leben. Sogar das Leben unserer Kinder ist oft übermäßig vollgeplant. Wenn wir uns erlauben können, uns auszuruhen und zu entspannen, wird Heilung möglich.  Es gibt keine Heilung ohne Entspannung. In Plum Village lernen wir die Kunst „lazy“ (faul) zu sein, den Tag und jeden Moment ganz in Muße zu geniessen ohne ein festes Programm oder Tagesplan. Dies praktizieren wir mindestens an einem Tag in der Woche, am sogenannten „lazy day“ .

Es ist möglich, achtsames Gehen und Sitzen so zu üben, dass wir uns ausruhen und erholen können. Wir können uns auch die Zeit nehmen, ganz innezuhalten, uns hinzulegen und eine tiefe geführte Entspannung oder einen „Körperscan“ zu praktizieren. In den Zentren von Plum Village bieten wir in unseren Meditationshallen geführte Liege-Entspannungen von 30 Minuten oder mehr an. Wir werden angeleitet, unserer Atmung zu folgen und unsere Muskeln zu entspannen, damit sich unser Körper wirklich ausruhen kann.

Wir glauben, dass wir unsere Zeit verschwenden, wenn wir nichts tun – das stimmt nicht. Unsere Zeit ist in erster Linie dazu da, dass wir es sind. Zu sein, was zu sein? Lebendig zu sein, Frieden zu sein, Freude zu sein, liebevoll zu sein. Und das ist es, was die Welt am meisten braucht. Also üben wir uns, um zu sein. Und wenn wir die Kunst kennen, Frieden zu sein, solide zu sein, dann haben wir die Grundlage für jede Handlung… denn die Grundlage für Handlung ist es, zu sein. Und die Qualität des Seins bestimmt die Qualität des Handelns. Handeln muss auf Nichthandeln basieren.

Thich Nhat Hanh
Erfahre den Körper im Körper

Thich Nhat Hanh erklärt den Körper im Körper.

In der buddhistischen Tradition spricht man von „Achtsamkeit des Körpers im Körper“ (kāyānupassanā). Es bedeutet, dass wir uns des Körpers aus dem Inneren des Körpers heraus bewusst werden, durch unsere gefühlte Erfahrung des Körpers.

In tiefer Entspannung können wir uns die Zeit nehmen, jeden Teil unseres Körpers der Reihe nach zu spüren – die Stirn, den Kiefer, die Schultern, die Arme, die Hände, den Bauch und so weiter – und diesem Teil unseres Körpers sanft erlauben, alle vorhandenen Spannungen zu lösen. Wir können bestimmte Themen aufgreifen, um den Körper zu erfahren, wie Mitgefühl, Dankbarkeit, Staunen oder Vergänglichkeit.

Entspannung bringt Frieden, Glück und Kreativität. Es ist möglich, sie in unser tägliches Leben zu integrieren, indem wir uns einen Moment Zeit nehmen, um unsere Lasten nach einem langen Arbeitstag vollständig abzulegen, oder unseren Körper einige Minuten lang beobachten, bevor wir schlafen gehen. In herausfordernden Situationen können 5 oder 10 Minuten volle Aufmerksamkeit auf unsere Atmung und unseren Körper in sitzender oder liegender Position sehr hilfreich sein und uns den Raum und die Klarheit geben, die wir brauchen, um weiterzumachen.

Brüder und Schwestern aus Plum Village führen eine geführte Tiefenentspannung für Studenten am SOAS im Zentrum von London, 2011

Mehr zur Achtsamkeitspraxis:

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What is Mindfulness

Thich Nhat Hanh January 15, 2020

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